Deutscher Gewerkschaftsbund

02.10.2018

"Stopp Armut!“ – 16 Organisationen schließen sich zusammen

Neues Bündnis macht auf Armut im reichen Oberschwaben aufmerksam

Bündnis

riedesser

WEINGARTEN – Oberschwaben gilt als blühende Landschaft. Der Tourismus boomt, die Wirtschaft brummt, man spricht von einer „De-Facto-Vollbeschäftigung“. Bei genauerer Betrachtung fallen aber auch durch dieses vermeintliche Erfolgsnetz viele Menschen durch. Alte Menschen, arbeitslose Menschen, kranke Menschen – aber auch Kinder und Jugendliche. Auf diesen Missstand in unserer Gesellschaft will das neu gegründete „Bündnis gegen Armut im Landkreis Ravensburg“ aufmerksam machen. Dahinter stehen derzeit 16 Sozial- und Wohlfahrtsverbände, zivilgesellschaftliche und kirchliche Organisationen, Gewerkschaften und Interessengruppen.

Im Rahmen einer Gründungsveranstaltung im Begegnungscafé CariSina an der Waldseer Straße in Weingarten unterzeichneten Vertreter dieser Organisationen und Einrichtungen eine gemeinsame Erklärung unter dem Titel „Stopp Armut! Bündnis gegen Armut im Landkreis Ravensburg“.

„Wir müssen als Einrichtungen unsere Stimmen erheben und deutlich machen, dass es hier an der Zeit ist, Armut und Armutsgefährdung in den Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit und Wohnen wahrzunehmen“, sagte Werner Langenbacher von der Katholischen Betriebsseelsorge Bodensee-Oberschwaben, der das Bündnis gemeinsam mit Jens Liedtke, DGB-Regionssekretär Südwürttemberg, initiiert hat. Diese Armut „betrifft alle Generationen und spaltet die Gesellschaft“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Jedes fünfte Kind lebt in Armut

„Hier lässt es sich zwar gut leben und man kann auf die wirtschaftlichen Erfolge auch stolz sein“, sagte Werner Langenbacher, gleichwohl würden vor diesem Hintergrund Menschen, die von Armut betroffen oder gefährdet sind, in Vergessenheit geraten. Trotz einer Arbeitslosenquote von „nur“ 2,7 Prozent im Landkreis Ravensburg reiche auch vielen Menschen mit einem Job das Geld am Ende des Monats nicht, weiß Jens Liedtke. 41,9 Prozent aller Beschäftigten im Landkreis arbeiten in atypischer Beschäftigung, sprich Teilzeit, Leiharbeit und Minijobs. Von 38.000 Minijobs seien über 15.000 nebenberuflich. Wie wichtig ein Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit ist zeigt sich besonders bei den weiblichen Beschäftigiten: 73,5 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiten in atypischer Beschäftigung - 37,6 Prozent in Teilzeit. Aber auch Rentner_innen oder plötzlich erkrankte Frauen und Männer sind betroffen. Und Kinder: Jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg lebt in Armut und ist dadurch von der Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten wie Musikschule, Sportverein oder Schulausflug ausgeschlossen, sagt Liedtke.

Betroffene berichteten im Rahmen der Gründungsveranstaltung von ihren Irrfahrten durch den Behördendschungel und ihrer nicht selbst verschuldeten Not, über die Runden zu kommen. Diese und andere Schicksale will das Bündnis künftig in den Fokus rücken. „Wir werden gesellschaftspolitisch aktiv und das Gespräch mit den politisch Verantwortlichen in Kommunen, Land und Bund suchen“, sagt Werner Langenbacher. „Wir verstehen uns als Mahner und Partner der Politik; deshalb fordern wir diese auf, ihre Verpflichtung wahrzunehmen, konkrete Schritte gegen Armut und Armutsgefährdung umzusetzen“, heißt es dazu in der gemeinsamen Erklärung.

„Wir als Gesellschaft müssen uns mit der Frage einer Verteilungs- und Chancengerechtigkeit auseinandersetzen“, forderte Dirk Weltzin, Kreisvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtspflege Ravensburg. „Es geht darum, wie wir betroffenen Menschen, Familien, Haushalten, die wirtschaftlich nicht auf der Sonnenseite stehen, zielgerichtete Leistungen zukommen lassen können, um ihre Chancen zu verbessern“, betonte Weltzin, bevor er gemeinsam mit den weiteren TrägerInnen des Bündnisses seine Unterschrift unter die Erklärung setzte.

INFO:
Diese Organisationen Einrichtungen beteiligen sich aktuell an dem Bündnis gegen Armut im Landkreis Ravensburg: Caritas Bodensee-Oberschwaben, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Deutscher Gewerkschaftsbund, Diakonisches Werk, Dornahof/Württemberger Hof, Katholische Arbeitnehmerbewegung, Katholische Betriebsseelsorge, Katholisches Dekanat Allgäu-Oberschwaben, KDA Ulm, Kreisseniorenrat, Stadtseniorenrat Ravensburg, Liga der freien Wohlfahrtspflege Ravensburg, Verband der Verfolgten des Naziregimes, Verdi, Johannes Ziegler-Stiftung. – Weitere Organisationen können sich gerne anschließen.

@ www.buendnis-gegen-armut-lk-rv.de

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